Dienstag, 7. Februar 2012
London – Viele Raucher glauben, dass Nikotin kurzfristig ihre Konzentration- und Lernfähigkeit steigert. Langfristig beschleunigt der Abusus jedoch eher den geistigen Abbau. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kohortenstudie in den Archives of General Psychiatry (2012; doi: 10.1001/archgenpsychiatry.2011.2016).
AnzeigeRauchen schädigt die Lungen und fördert die Arteriosklerose. Beides führt dazu, dass weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt. Hin und wieder sterben Hirnzellen ab, manchmal auch eine größere Gruppe. Es kommt zu stummen Infarkten. Die höheren Hirnfunktionen bleiben als erste auf der Strecke. So einfach lassen sich die Ergebnisse von Séverine Sabia vom University College London vermitteln. In einer früheren Publikation hatte die Epidemiologin zeigen können, dass Raucher bereits nach 5 Jahren schlechtere Ergebnisse in kognitiven Tests erzielen (Archives of Internal Medicine 2008; 168: 1165–1173). Ihre neue Analyse ergänzt diesen Befund mit einer Nachbeobachtungszeit von 10 Jahren.
Wie in der letzten Studie hat die Forscherin die Daten der Whitehall-II-Kohorte ausgewertet. Sie umfasst mehr als 10.0000 britische Staatsangestellte aus dem Regierungsbezirk Whitehall. Diese werden seit Mitte der 80er Jahre regelmäßig nach ihren Lebensgewohnheiten, unter anderem nach dem Rauchen befragt. Seit Mitte der 90er Jahren werden auch kognitive Tests durchgeführt. Sabia setzte die Daten zum Raucherstatus mit der Entwicklung in den kognitiven Tests in Beziehung.
Ihre neue Auswertung führte zu vier Erkenntnissen. Erstens: Rauchen ist im Alter mit einem beschleunigten kognitiven Abbau assoziiert. Dabei gibt es eine Dosis-Wirkungsbeziehung. Je mehr Packungen geraucht wurden, desto schlechter sind die Ergebnisse. Zweitens: Raucher, die im mittleren Alter an der Gewohnheit festhalten, erzielen in allen kognitiven Tests die schlechteren Ergebnisse.
Drittens: Auch zehn Jahre nach der letzten Zigarette verschlechtern sich die Ergebnisse. Betroffen sind vor allem die exekutiven oder Verstandesfunktionen. Viertens: Die Assoziation wird vermutlich unterschätzt, da Raucher ein höheres Sterberisiko haben oder sich häufiger den Nachfolgeuntersuchungen entziehen.
Die Ergebnisse waren in der Studie nur für Männer signifikant, was allerdings an der größeren Zahl der männlichen Raucher und der höheren Packungszahl gelegen haben dürfte. Die Auswirkungen des Rauchens auf den kognitiven Abbau entsprechen nach Einschätzung von Sabia etwa 10 Jahren Lebenszeit. © rme/aerzteblatt.de
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